So vermeiden Sie beim Einrichten von Veeam typische Konfigurationsfehler

In diesem Artikel geht es um einen sanften Einstieg in die Arbeit mit Veeam Backup & Replication. Er enthält einige grundlegende Ratschläge zur anfänglichen Einrichtung und erörtert die gängigsten Konfigurationsfehler, die der Veeam-Support bei der Untersuchung von Kunden-Infrastrukturen festgestellt hat.

Empfehlungen zu Backup-Modi

In den meisten Fällen werden das Forward-Incremental- und der Forever-Forward-Incremental-Backup empfohlen, weil diese Modi am schnellsten sind. Ein Forever-Forward-Incremental-Backup (unbeschränkt inkrementell; ohne periodische vollständige Backups) benötigt weniger Speicherplatz und ermöglicht eine ordentliche Leistung. Forward-Incremental-Backups benötigen mehr Speicherplatz, sind aber auch weniger fehleranfällig (da die Backup-Kette durch periodische vollständige Backups weiter unterteilt wird) .

Reverse-Incremental-Backup ist unsere älteste Backup-Methode und auch die langsamste. Je nach verwendetem Speicher benötigt die Methode drei- oder viermal so lang wie andere Lösungen. Beim Reverse-Incremental-Backup erhalten Sie ein vollständiges Backup als letzten Punkt in der Kette. In diesem Fall sind schnellere Wiederherstellungen möglich, wenn der aktuellste Punkt verwendet wird. Der Unterschied zu einer Forward-Incremental-Kette ist jedoch häufig vernachlässigbar (wir schlagen in der Regel eine Länge von etwa 30 Tagen vor, wenn dies nicht unverhältnismäßig lang ist).

Erkenntnisse über das vollständige Backup

Bei synthetischen Full-Backups wird eine Datei mit einem vollständigen Backup aus den bereits in deinem Repository vorhandenen Wiederherstellungspunkten erstellt. Nicht jeder Speichertyp bietet jedoch bei synthetischen Methoden eine gute Leistung. Daher empfehlen wir ein aktives Full-Backup als Alternative.

Wenn Sie ein synthetisches Full-Backup einrichten, steht zusätzlich die Option Transform previous backup chains into rollbacks (Frühere Backup-Ketten in Rollbacks umwandeln) zur Auswahl. Mit dieser Option wird jedoch die Transformation inkrementeller Backups (.VIB) in Rollbacks (.VRB) gestartet. Dieser Vorgang ist für das Ziel-Repository Ihrer Backups sehr aufwendig. Er hilft Ihnen beispielsweise dabei, die aktuelle Kette zu Archivierungszwecken in ein Reverse-Incremental-Backup umzuwandeln. Wenn dies jedoch Ihre Haupt-Backup-Methode ist, entstünde eine sehr spezielle Backup-Kette bestehend aus einer Datei mit einem vollständigen Backup und einem Mix aus Forward- und Reverse-Incremental-Wiederherstellungspunkten.

Abbildung 1: Ein Forward-Incremental-Backup mit periodischem synthetischem Full-Backup 

Tipps zur Gastverarbeitung

Die Gastverarbeitung dient zur Erstellung einheitlicher Backups Ihrer VMs. Wenn darauf Instanzen von Microsoft Exchange, Active Directory, SharePoint, SQL Server und Oracle-Anwendungen ausgeführt werden, können Sie granulare Wiederherstellungen mit Veeam Explorers nutzen
HINWEIS:
Die Gastverarbeitung fußt auf einem VSS-Framework (einem Feature aus Windows). Dieses muss korrekt funktionieren, damit die Backup-Jobs nicht fehlschlagen.

Gehen Sie zur Aktivierung der Gastverarbeitung in den Eigenschaften von Backup-Jobs auf „Guest Processing“ (Gastverarbeitung). Aktivieren Sie die Option Enable application-aware processing (Anwendungsspezifische Verarbeitung aktivieren) und stellen Sie ein Administratorkonto mit Anmeldedaten des Gastbetriebssystems bereit.

Abbildung 2: Im Schritt „Guest Processing“ werden anwendungsspezifische Verarbeitung und Indizierung gesteuert

Wenn für einige VMs im Job spezielle Anmeldedaten erforderlich sind, können Sie hier auf Credentials(Anmeldedaten) klicken und diese festlegen. Das Menü „Credentials“ wird angezeigt. Klicken Sie auf Set User…(Nutzer festlegen), um die Anmeldedaten für die VM festzulegen.

Abbildung 3: Im Menü „Credentials“ können Sie Nutzer für jede VM im Job festlegen

Wenn Sie auf den Button Applications… (Anwendungen) klicken, wird ein Menü angezeigt, in dem Sie Optionen für unterstützte Anwendungen festlegen und die Gastverarbeitung für bestimmte VMs bei Bedarf deaktivieren können.

Abbildung 4: Im Menü „Applications“ können Sie Optionen für verschiedene Anwendungen festlegen oder die Gastverarbeitung für eine VM vollständig deaktivieren.

Indizierung von VM-Gastdateisystemen

Bei aktivierter Option VM Guest File System Indexing (Gastdateisystemindizierung) erstellt Veeam Backup & Replication einen Dateikatalog innerhalb der VM, über den Sie nach Gastdateien suchen und 1-Click Restores über den Veeam Backup Enterprise Manager durchführen können.

Falls Sie den Enterprise Manager nicht nutzen, können Sie (erhebliche) Zeit beim Backup-Fenster und Platz auf Laufwerk C: eines Veeam-Servers einsparen, indem Sie diese Option deaktivieren. Ihre Fähigkeit zur Durchführung von Wiederherstellungen auf Dateiebene in der Veeam Backup & Replication-Konsole ist davon nicht betroffen.

Ziel für sekundäres Backup

Kein Speicheranbieter kann absolute Datenintegrität garantieren. Veeam prüft Backup-Dateien sofort nach Abschluss des Schreibvorgangs, aber angesichts von Millionen von Operationen im Datastore kann es gelegentlich vorkommen, dass einzelne Bits durcheinander geraten, was zu einer schleichenden Datenbeschädigung führt. Veeam Backup & Replication bietet mit Funktionen wie SureBackup und Integritätsprüfungen Möglichkeiten zur frühzeitigen Erkennung von Datenbeschädigungen. Bisweilen jedoch kann es bereits zu spät sein. Daher ist es unerlässlich, die 3-2-1-Regel zu befolgen und die Datenverfügbarkeit durch den Einsatz unterschiedlicher Datenträgertypen an unterschiedlichen Orten sicherzustellen.

Zur Einhaltung der 3-2-1-Regel wird empfohlen, direkt nach der Erstellung eines primären Backup-Jobs einen sekundären Kopier-Job einzurichten. Dies kann ein Job zum Kopieren eines Backups in einen sekundären Speicher, in ein Cloud-Repository oder auf Band sein.

Instant VM Recovery wie aus dem Bilderbuch

Mit Instant VM Recovery können Sie eine VM in kürzester Zeit direkt aus einer Backup-Datei erstellen. Vergessen Sie dabei jedoch nicht, dass sich eine wiederhergestellte VM immer noch in Ihrem Backup-Repository befindet und dessen Ressourcen verbraucht. Zum Abschließen des Wiederherstellungsprozesses muss die VM zurück in die Produktionsumgebung migriert werden. Nur allzu häufig beobachtet der Veeam-Support kritische VMs, die wochenlang im Instant VM Recovery-Modus ausgeführt werden, bis der Datastore zu voll wird und Daten verloren gehen.

Denjenigen, die sich intensiver mit der Thematik beschäftigen möchten, sei der jüngste Blog-Beitrag zu Instant VM Recovery von Veeam Vanguard Didier Van Hoye empfohlen.

Abbildung 5: Kurz nach dem Start der VM im Instant VM Recovery-Modus sollten Sie die Migration zurück in die Produktionsumgebung initiieren.

CIFS als Haupt-Ziel-Repository

Veeam funktioniert mit verschiedensten Speichersystemen und unterstützt mehrere Arten von Backup-Repositories. Im Laufe der Jahre haben sich physische Server mit Windows oder Linux und mit internem Speicher in den meisten Fällen als die Lösung mit der besten Leistung herausgestellt. Weitere Details finden Sie in den Veeam-Foren – die Feststellung ist auch Jahre später noch zutreffend.

Ein Backup-Repository auf einer CIFS-Freigabe ist weiterhin eine beliebte Option, aber sie bietet im Allgemeinen die schlechteste Leistung aller verfügbaren Möglichkeiten. Viele moderne NAS-Geräte unterstützen iSCSI, also wäre es besser, einen iSCSI-Datenträger zu erstellen und einem Veeam-Server/-Proxy zur Verfügung zu stellen. 

HINWEIS:
Es wird ebenfalls nicht empfohlen, den Reverse-Incremental-Backup-Modus für Repositories auf NAS zu nutzen, weil das Ziel sonst unter einer erheblichen I/O-Last steht.

Ziel-Proxy für die Replikation

Bei einer Replikation über das WAN sollte am Zielstandort ein Backup-Proxy installiert und als Ziel-Proxy mit Replikationsjob-Einstellungen konfiguriert werden. Auf diese Weise entsteht zwischen den beiden Orten ein robuster Channel. Wir empfehlen, den NBD-/Netzwerkmodus für einen Ziel-Proxy festzulegen, da Hot-Add für Replikate zu hängenbleibenden oder verwaisten Snapshots führen kann.
HINWEIS:
Auch beim Einsatz von WAN-Beschleunigern sollte ein Ziel-Proxy installiert werden. Ziel-WAN-Beschleuniger und Ziel-Proxy können auf unterschiedlichen, aber auch – falls die Ressourcen ausreichen – auf einem Rechner installiert werden.
Abbildung 6: Für eine Replikation über das WAN sollten Sie einen Quell- und Ziel-Proxy angeben.
Abbildung 7: Setzen Sie den Modus des Ziel-Proxys auf „Network“ (Netzwerk).

Voraussetzung für einen Bandserver

Ein Bandserver ist eine Komponente, die für die Kommunikation mit einem Bandgerät verantwortlich ist. Er ist auf einem physischen Gerät installiert, an das ein Bandgerät angeschlossen ist (durchgeleitete Verbindungen über einen ESXi-Host an eine virtuelle Maschine werden nicht unterstützt!).

Veeam Backup & Replication ruft die Informationen über die Bibliothek aus dem Betriebssysteme ab. Achten Sie daher darauf, dass die aktuellen Treiber installiert sind und dass das Bandgerät richtig im Geräte-Manager angezeigt wird.

Weitere Informationen zur Nutzung von Bändern mit Veeam Backup & Replication finden Sie in meinem vorherigen Blog-Beitrag.

Letzter Tipp zur Erstellung von Tickets für den Veeam-Support

Wir bitten Sie, die Kriterien für den Schweregrad sorgfältig zu prüfen und in der Supportanfrage korrekte Angaben zum Schweregrad zu machen. Uns ist bewusst, dass jedes Problem, unabhängig von seinem Ausmaß, wichtig ist, und dass Ihre Aufgabe darin besteht, es schnellstmöglich zu lösen. Wenn Sie jedoch festlegen, dass es sich um Schweregrad 1 handelt, ohne dass das Problem die entsprechenden Kriterien erfüllt, geht wertvolle Zeit verloren, weil das Ticket untersucht und an die zutreffende Warteschlange weitergeleitet wird.

Abbildung 8: Legen Sie bei der Ticketerstellung den richtigen Schweregrad fest und laden Sie das Protokollpaket hoch 

Damit unsere Supportmitarbeiter schnellstmöglich die Ursache des Problems ermitteln können, müssen Sie ihnen die Grundlage jeder erfolgreichen Untersuchung bereitstellen: das Protokollpaket. Befolgen Sie unsere Anleitung, um die Protokolldaten korrekt abzurufen. In einigen Fällen benötigen wir unter Umständen Protokolle von weiteren Komponenten Ihrer Infrastruktur. Diese werden bei Bedarf direkt von dem für Sie zuständigen Support Engineer angefordert.

Und das war’s für heute! Ich hoffe, der Beitrag hilft Ihnen dabei, Ihre Backup-Umgebung zu optimieren und die gängigsten Fehler bei der Einrichtung zu vermeiden.

 

Weitere Informationen:

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